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Dissertation "Rechnerunterstützter Bewertungsprozess im Umfeld methodischer Produktentwicklung"

Ausgangsbasis dieser Arbeit war der Bewertungsprozess, wie er derzeit in der Industrie praktiziert wird. Um diesen Prozess besser zu verstehen, wurden zunächst alle bekannten Bewertungsverfahren untersucht. In den verschiedenen Verfahren konnten wiederkehrende Muster und Strukturen identifiziert werden.

Ebenso wurde untersucht wie dieser Prozess von Software unterstützt wird. Hier war festzustellen, dass Bewertungsverfahren und Software sehr eng miteinander verknüpft sind und das eine das andere bedingt. Von besonderem Interesse war außerdem die Entscheidungsfindung im methodischen Produktentwicklungsprozess. Verschiedene Methodikschulen zur Unterstützung des Konstruktionsprozesses wurden beleuchtet, um deren Umgang mit Entscheidungsfindungen zu untersuchen.

Als zentrales Problem bei der Analyse dieser drei Bereiche konnte die ungenügende Unterstützung des Bewerters herausgearbeitet werden. Darauf aufbauend wurden verschiedene Ziele formuliert, die in dieser Arbeit zu erreichen waren: die Integration von Bewertungsverfahren in methodische Produktentwicklungsmethoden, die Weiterentwicklung bestehender Bewertungsverfahren und die Rechnerunterstützung des Bewertungsprozesses.

Die einzigen Konstruktionsmethoden, denen noch kein Bewertungsprozess immanent ist, sind TRIZ und WOIS. Hier wurde ein Beitrag geleistet, um ein Bewertungsverfahren in TRIZ und WOIS zu integrieren. Dabei wurden die Eigenheiten dieser Methoden und der Ausarbeitungsgrad der Lösungen berücksichtigt. Daten, die beim Arbeiten mit diesen Methoden entstehen, werden sinnvoll in den Bewertungsvorgang eingebunden und weiterverwendet.

Um bestehende Bewertungsverfahren weiterzuentwickeln, sind drei Vorschläge gemacht worden: Das modulare Bewertungsverfahren, die Sensitivitätsanalyse und die DfX-forcierten Kriterien.

Das Konzept des modularen Bewertungsverfahrens erlaubt es, ein an das Problem angepasstes Bewertungsverfahren aus bekannten und bewährten Verfahren zu generieren. Bekannte Verfahren wurden soweit reduziert, bis das verbleibende Gerüst für alle Gültigkeit hatte. Anschließend wurden die einzelnen Methoden der Verfahren zu Modulen gekapselt und wieder in das Gerüst eingebracht. Somit kann nun jedes beliebige Verfahren aus bestehenden Modulen aufgebaut werden.

Um die Sensitivität eines Bewertungsergebnisses auszugeben, wurden Ansätze verschiedener Autoren konsequent weiterentwickelt. Bisheriger Stand der Sensitivitätsanalyse war eine Überprüfung durch Variation der Gewichtung der Kriterien. In meinem Ansatz wird ebenso eine Abwandlung der Maßzahl zugelassen. Zudem wurde die bisher übliche Variation der Ausgangswerte in eine Modifikation der Umsetzung überführt. Somit greift die Sensitivitätsanalyse nun wirklich an dem Punkt an, der von den Bewertern festgelegt ist und somit variiert werden kann.

Mit dem Konzept, die Kriterien für eine Konstruktionsbewertung aus den DfX-Richtlinien abzuleiten, wird der Schritt aus der Ausarbeitungsphase zurück in die Konzeptfindungsphase gemacht. Dabei wird ein Algorithmus angeboten, mit dem dieser Schritt sauber durchgeführt werden kann.

Schließlich wird die Rechnerunterstützung des Bewertungsprozesses behandelt. Es wurde ein Konzept für eine Software zur Durchführung von Bewertungen erstellt. Dieses neue Konzept geht von verteiltem Bewerten auf unterschiedlichen Rechnerplattformen aus. Zudem wird der Ansatz des modularen Bewertens konsequent implementiert. Dieses modulare Vorgehen erfordert es auch, einen allgemein gültigen Bewertungsprozess zu definieren. Dazu wurde ein Phasenmodell erstellt, welches ein strukturiertes Vorgehen bei der Bewertung unterstützt. Mit der automatischen Reportgenerierung ist es möglich, mit wenig Aufwand eine komplette Bewertungsdokumentation zu erstellen.

Um die Tragbarkeit des Konzeptes der rechnerunterstützten Bewertung zu beweisen, wurde die Software Evaluator realisiert. Die Software ist mittlerweile in der Version 2.0 verfügbar. Erste Projekte werden mit dieser Software durchgeführt, um deren Praxistauglichkeit zu prüfen und anschließend die Verbesserungen sinnvoll einbringen zu können.

Eine große Menge an bekannten Verfahren wurde betrachtet und implementiert. Damit ist das Ziel der Arbeit, eine gute Rechnerunterstützung des Bewertungsprozesses zu realisieren, erfüllt! Vorschläge zur Verbesserung bestehender Verfahren sind angeboten worden und ein Beitrag zur Integration der Verfahren in bekannte Produktentwicklungsmethoden wurde geleistet.